Die Räumlichkeiten
Der Keller
Zwiefalten liegt in einem Tuffsteingebiet am Zusammenfluss zweier Achen, wovon die eine in der Wimsener-Höhle, die andere im Dobeltal entspringt. Daher der alte Name Zwiefaltaha. Das Wort geht auf die gleiche Urform zurück, wie das lateinischa aqua und lebt im heutigen Ach fort.
Kloster und Kirche befinden sich in einem Sumpfgelände. Der Chor der Kirche steht auf unendlich vielen Eichenpfählen. Die wenigen Kellerräume des Klosters waren nach starken Regenfällen mit Wasser angefüllt. Damit stand der Entschluss fest, einen großen Keller in trockenem Gelände zu bauen, um Messwein, Trinkwein und sonstige Vorräte zu lagern. Gehörten doch zu Zwiefalten auch Weinberge in der Bodenseegegend. Der Bau eines Sommerhauses auf einen so gut fundierten Keller bot sich an.
Dieser ist 66m lang, dreischiffig mit Kreuznahtgewölbe. Aus Flözdolomitt aus dem Gauinger Steinbruch sind die schön bearbeiteten riesigen Säulen. Ein trockener Lehmboden, eine ideale Belüftung und eine offengeführte Regenwasserableitung des Hofes sorgen für die richtige Luftfeuchtigkeit. Die Temperatur im Keller ist weitgehend konstant, schwankt lediglich zwischen 6 und 10° während des Jahres, da die vielen Fenster von Frühjahr bis Spätherbst offen sind. Wie man beobachten kann, sind unterhalb mehrerer Fenster gemauerte Schächte bis weit in den Keller hinuntergeführt, es entsteht eine ideale Lüftung, da Kälte und Wärme zirkulieren können. Seitlich ist ein Rübenkeller, die Rüben wurden oben am Eingang durch eine Öffnung im Boden hinuntergeworfen.
Die Halle
Die Halle war ehemals die Kapelle des Klosters und des Abtes. Die Türe mit Treppe in den Garten und die ganze Anlage des Gartens wurde erst 1875 von Graf Wilhelm mit Hilfe eines Gartenbaumeisters H. Grube aus Krauchenwies angelegt. Ein hübsch aquarellierter Plan ist im Archiv vorhanden. An Decke und Empore ist bescheidener Stuck angebracht. Der Boden zeigt das Rosenmuster aus Solnhofer Schiefer. Die kleine Steinpyramide in einer Ecke der Halle wurde zur Erinnerung an den unglücklichen Sohn des Ministers, der im griechischen Freiheitskrieg 1822 in Messalonghi ums Leben kam, errichtet. Vor der Übergabe an den Minister wurde die Kapelle vollständig ausgeräumt, ebenso wurde die gesamte Einrichtung des Hauses entfernt.
Die Gänge
Die langen und breiten Gänge, wie in Klosterbauten üblich, sind 64m lang und 4m breit. Im Parterre um 8m kürzer, da ein zusätzlicher Raum gewonnen werden sollte. Das Grundmaß aller Zimmer ist 8x8m, wobei einige aber wieder im entsprechenden Verhältnis unterteilt sind. Der verschiedenartige rötliche Ton, der mal stärker, mal schwächer gebrannten Platten, gibt dieser langen Flucht Leben. Dieser Plattenboden kann nur mit festem Besen gekehrt und mit viel klarem Wasser aufgewischt werden. Der Vorteil dieser Behandlung ist, dass das Wasser die Platten mit ihrer Sandunterlage verbindet. Auch die Fenster mit den Butzenscheiben stammen noch aus der Bauzeit.
Es befinden sich hier auch einige interessante Gemälde: das Bildnis des Abts Anselm (1366/83) eines geb. Ritter von Ehrenfels verewigt den letzten dieses Geschlechts (Johann Jüngling, 1615). Die Darstellung des Wunders von Monte Cassino. Der heilige Benedikt heilt einen Mönch, der beim Bau des Klosters verunglückte.
Die übrigen Kirchenbilder stammen aus der Lorettokapelle; diese wurde von dem Grafen Normann 1834 vom Staat gekauft, da sie seit 1803 als Scheuer diente. 1897 kaufte der Staat sie wieder zurück, ebenso die Hofgebäude von dem Bauern Franz Spindler für die Irrenanstalt Zwiefalten. Es wurde in Loretto anschließend eine Lungenheilstätte für die Anstaltinsassen gegründet.
Das Esszimmer
nur einer von mehreren Sommersitzen der Reichsabtei. Wenn es aber der Fall war, standen ihnen die Zimmer im oberen Stock zur Verfügung. Das Erdgeschoss waren einfach gekalkte Wirtschaftsräume.
Aus diesem Grunde entschloss sich Graf Wilhelm Normann nach der Geburt seines ersten Sohnes, zwei dieser kargen Räume wohnlicher zu gestalten. Edward Freiherr von Hornstein, Ernst Freiherr von Freyberg und Wilhelm Graf Normann sägten, schnitzten und malten viele, viele Wochen in fröhlicher Zusammenarbeit. Sie brachten eine Holztäfelung an, deren Abschluss ein geschnitzter und eingebrannter Fries mit originellen Jagdszenen bildete. Selbst den Balken an der Decke gaben sie als Abschluss fröhliche Farben. Auch Schränke, Schränkchen, Kasten, viele Stühle und Hocker waren vor ihrer Kunstbegeisterung nicht sicher, so entstanden im Barockschloss Ehrenfels zwei „gotische“ Räume. Schloss Voipers in Südtirol sowie das Museum in Innsbruck, das viele ausgemalte Räume mit Schnitzarbeiten aus Tiroler Schlössern birgt, dienten zum Vorbild. Die Beschläge der Türen und Kasten sowie der Kronleuchter fertigte nach Zeichnungen von Edward Freiherr von Hornstein, Schwager von Wilhelm, Schlossermeister Wörz aus Hayingen. Die „Wappenmalereien“ in leuchtenden Farben (x-mal mit klarem Wasser gewaschen), in schwungvoller gotischer Schrift die Lebensdaten, sind die dreifachen Urahnen von Stafanie und Wilhelm. Im Unterteil des großen Ofens ist das Wappen des Abtes Ulrich von Rothhäusler von 1695 angebracht. Die Platte ist also älter als das Ehrenfelser Schloss.
Der Wandschirm zeigt Gruppen aus dem Festzug des Gewerbes der Stadt Wien
anlässlich der Silbernen Hochzeit Kaiser Franz Josefs und der Kaiserin
Elisabeth von Österreich nach dem Original von Mahan ein
Rentenabschiedsgeschenk vom Kaiser an seinen Generaladjutant und
Oberstkämmere Franz Graf Folliot von Crenneville.
Das Winterwohnzimmer
Ebenfalls getäfert und geschnitzt ist das Winterwohnzimmer. Der Name erklärt sich daraus, dass die Familie Normann im Winter vom oberen Stock in das Erdgeschoss zog, da die großen Räume oben mit ihren hohen Fenstern nur schwer heizbar waren.
Die geschnitzten bunten Wappen an den Deckenbalken sind die weiblichen
Vorfahrinen der Hausherrin Baronin Nicoletta.